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„Karoshi“ – Tod durch Überarbeitung

von Dr. Elisabeth Kärcher

Drache Tod durch Überarbeitung ist in Japan eine berufsbedingte Erkrankung – mit dem Anrecht auf Versicherungsschutz. Dazu gehören auch Todesfälle, die am Ende durch Schlaganfall oder Herzinfarkt geschehen.

Wann sie als berufsbedingt anerkannt werden, regelt eine Richtlinie des japanischen Gesundheitsministeriums. Wenn schwere Job-bedingte Belastungen schädliche Veränderungen in Gefäßen verursachen oder beschleunigen können, zeigt sich typischerweise im Vorwege die Zunahme von "Müdigkeit/Erschöpfung, verursacht durch überlange und häufige Arbeit und durch erhebliche psychosoziale Belastungen“.

Bei der Überprüfung eines Todesfalles ist rückblickend in den sechs Monaten vor Beginn der Erkrankung die Arbeitsbelastung genau zu analysieren. Dabei spielen folgende Faktoren eine Rolle:

- unregelmäßige Arbeitszeiten
- Stark eingeschränkte Bewegungsräume am Arbeitsplatz
- Schichtarbeit, vor allem häufige Schichten, kurzfristige Veränderungen und ungünstige Schichtwechsel, ebenso Menge der Nachtarbeit
- Arbeitsumgebung (vor allem Temperatur, Lärm, Jet-lag)
- Psychomentaler Stress durch die Arbeit mit ähnlicher Belastungswahrnehmung durch Arbeitskollegen
- Mehr als 100 Überstunden im Monat oder mehr als 80 Überstunden monatlich über zwei bis sechs Monate vor der Erkrankung; jedoch nicht weniger als 45 Überstunden pro Monat
- Lange Arbeitszeiten ohne Pause
- Hohe Arbeitsdichte
- Hohe Arbeitsmengen
- Häufige Dienstreisen
- Erhebliche Arbeitsbelastungen durch außergewöhnliche Arbeit, beispielsweise Unfälle, Katastrophen, Ausnahmesituationen etc.
- Erhebliche und wiederholte Änderungen der Arbeitsinhalte und Erwartungen, insbesondere wenn wenig Unterstützung durch den Arbeitgeber erfolgt (z.B. Einweisung/Schulung)

Ob allerdings die neue Zusammenarbeit japanischer und europäischer Gesundheitsschutzzentren - des "Japan International Center for Occupational Safety and Health (JICOSH)" und der "European Agency for Safety and Health at Work (EASHW)" - dazu führen wird, dass „Tod durch Überarbeitung“ auch in Europa anerkannt wird, ist mehr als fraglich. Zumindest sollte „Karoshi“ eine Mahnung für diejenigen sein, die überlange Bereitschaftsdienste dauerhaft legalisieren wollen.


2005-01-27 Elisabeth Kärcher, Wirtschaftswetter
Text: ©Dr. Elisabeth Kärcher

Fotos: ©Cornelia Schaible

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